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Das Mesnerhaus
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Ein Modell des Mesnerhauses
in Hollersbach, in dem sich auch das erste Schulzimmer (links) befand. |
Seit 330 Jahren wird in Hollersbach Schule gehalten. Es begann
1669 (lt. Lahnsteiner), bzw. 1683 (lt. Dürlinger) im Mesnerhaus, das
an der selben Stelle stand, wie das heutige Schulhaus. Zur damaligen Zeit
wurde der Unterricht vom Mesner erteilt, da er außer dem Vikar der einzige
war, der lesen, schreiben und rechnen konnte. Der Schulbesuch war freiwillig
und für den Unterricht musste bezahlt werden. Als erster Lehrer wird
Sylvester Forsthofer erwähnt, der 70 Wochentags- und 30 Sonntagsschüler
unterrichtete.
Er erhielt von der Kirche zwei Bergmähder und
eine Naturaliensammlung als Gehalt. Erst ab 1863 gibt es ein sicheres Einkommen
von 194 Gulden. Bis ins 19. Jahrhundert hatte der Lehrer auch den Mesnerdienst
auszuüben und als Organist zu wirken. Bis ins 20. Jahrhundert war die
Beherrschung des Orgelspiels eine wesentliche Voraussetzung für die Verleihung
einer Schulleiterstelle.
Leider gibt es über die Volksschule Hollersbach erst ab ca. 1800 Aufzeichnungen.
Einige erwähnenswerte seien hier zitiert:
1798 bewirbt sich eine Frau als Schullehrerin: Anna Weixelbaumer, die Tochter
des verstorbenen Schullehrers. Diese Bewerbung erfuhr sowohl im Pfarrhof in
Bramberg als auch im Pflegeschloß in Mittersill eine deutliche Ablehnung.
Nach der Meinung der kirchlichen und weltlichen Behörden hätte sie
einen Mesnerknecht und Schulhalter anstellen oder mit einem "tauglichen
Subjekt" eine Ehe eingehen müssen. Die Stelle bekam Matthäus
Krügegger mit folgender Beschreibung:
"Obschon sein Exterieur nichts empfehlendes hat,
so hat er doch gesunden Menschen Verstand, als mancher Gelehrter, singt nicht
übel, schreibt eine ordentliche Schrift, liest ganz gut, ist nüchtern,
genügsam, still und eifrig in seinen Verrichtungen, kurz er besitzt wünschenswerte
Eigenschaften eines Messners und Schullehrers auf dem Lande."
Das Schul- eigentlich Mesnerhaus gehörte
der Kirche, ist schon alt und wird von selber erhalten; das Dach mußten
hingegen die Bauern des Dorfes erhalten. Das Schulzimmer wurde als licht
und geräumig beschrieben, der Bauzustand als mittelmäßig
charakterisiert. Der Lehrer übte kein zusätzliches Handwerk
aus, doch verdiente er sich ausser der Schulzeit mit Buchbünden,
und malen etliche Kreuzer. Arme Kinder unterrichtete der Lehrer unentgeltlich.
(1803 und 1820)
1812 bezeuget Martin Reischl, Lokal-Schul-Inspector
und Vikar, daß zu Hollersbach kein Schulprovisor absolut nöthig
sey: daß auch für die Verpflegung desselben nicht das Mindeste
könnte aufgebracht werden, weil die Kirche arm, die Gemeinde klein,
und auch arm, der Schullehrers Gehalt aber kaum zu seinem alleinigen Fortkommen
hinreichend ist.
Aus dem Jahresbericht über die Vicariatsschule
zu Hollersbach 1819/20 erfahren wir z.B.:
Zahl der Schulpflichtigen: Knaben 35, Mädchen 29, Überhaupt
64
Zahl der Schulbesuchenden: Knaben 35, Mädchen 27, Überhaupt
62
Von denen sind gekommen: fleißig 42, dann u. wann 20, gar nicht
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In den Wintermonathen wurde die Schule im Allgemeinen sehr fleißig
besucht; doch auch von Manchen unordentlich und unterbrochen; die Sommerschule
aber nachlässig. Öffentliche Ermahnungen wirkten nur temporär
und waren bald vergessen. Der tägliche Unterricht betrug 5 Stunden.
Man versuchte, die Schüler ohne Unterbrechung zu beschäftigen
"und nicht dem Müssiggange und dem nutzlosen Verfliessen der
Zeit Gelegenheit zu geben, und dies mußte man um so mehr thun, weil
besonders die Winterschule den wichtigeren Theil ausmacht und also die
Zeit gut angewendet werden mußte".
Nunmehr hatte man genügend Katechismen, um auch Teile auswendig lernen
zu lassen. Das Rechnen fand noch immer zuwenig Berücksichtigung;
Bauernstand zeigte kaum Interesse daran. Vikar unterrichtete einige wenige
Kinder in diesem Gegenstand zusätzlich in seinem Zimmer, ohne jedoch
beachtenswerte Fortschritte zu erzielen.
1838 finden wir von Schullehrer Joseph Sinnhuber
folgendes Verzeichnis der Lehrgegenstände:
I. Classe
Die Religion
Das Buchstabenkennen
Das Buchstabieren
Das Lesen:
- deutsch
- geschrieben
Das Schönschreiben
Das Kopfrechnen
Das Rechtsprechen |
II.
Classe:
Die Religion
Das Lesen:
- deutsch
- latein
- geschrieben
- verschiedene Schriftarten
Das Schönschreiben
- kurrent
Das Rechnen:
- im Kopfe
- die verschiedenen 4 Rechnungsarten mit Ziffern nebst der
Regel Detei.
Die Sprachlehre
Das Recht= u Dictandoschreiben
Die Anleitung zu schriftlichen Aufsätzen |
1844 wird das Schulhaus aus Holz von außen als
unansehnlich bezeichnet. Der Schullehrer wird in und außer der Schule
genau beaufsichtigt und beschrieben.
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